Würde

Ich WÜRDE alles tun, HÄTTE ich doch nur die Möglichkeiten, damit diese Welt ein besserer Ort WÄRE.

Hätte, hätte, Fahrradkette… Was habe ich schon zu geben? Ein bisschen Zeit vielleicht. Ein Satz große Ohren. Eine Prise Humor. Immerhin. Das sind Möglichkeiten, die ich habe.

Ich kann mit Herrn E. lachen. Er erzählt mir, wie ihm sein kleiner Finger bei einem Berufsunfall abhanden gekommen ist. Die Geschichte ist gruselig, meine Nackenhaare sträuben sich. Und doch erzählt dieser Mann davon, als wäre es ein Spaziergang gewesen. Wahrscheinlich hat er es schon unzählige Male erzählt und es ist lange her. „Die Zeit heilt alle Wunden“, sagt man und für den kleinen Finger des Herrn E. trifft es offenbar zu.

Wenig später sagt er etwas und es klingt ganz anders. Er sagt, dass er der Meinung war, man hätte ihn hier zum Sterben abgestellt. „Wie einen alten Bock. Aber so ist es nicht. Ich habe hier zum ersten Mal das Gefühl, dass ich wertvoll bin.“

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, fällt mir ein. Ich pfeife auf Artikel 1 des Grundgesetzes. Wie fragil ist ein Menschenleben, wenn es den unterschiedlichsten Grausamkeiten des Daseins ausgesetzt ist, wie verletzlich. Umso mehr bleibe ich nachdenklich über dieses kleine Wunder zurück: Herr E. hat sich der Verletzlichkeit ergeben und er stirbt mit dem Gefühl, dass er wertvoll ist.

Getrost gehe ich weiter meines Weges. Ich habe Möglichkeiten. Ich tue was ich tun kann. Und immer mal wieder darf ich erleben, dass diese Welt ein wunderbarer Ort ist.

 

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