Frau Wetter im Aufzug

Das Leben ist ein Auf-und-ab.

Sie sitzt im Wohnzimmer des Hospizes.

Während ich mit dem Kopf im Kühlschrank hänge, um die Bestände zu kontrollieren, werde ich durch ihr lautstarkes Jammern auf sie aufmerksam. Wer kann da kalt bleiben?

Es geht mir unter die Haut, wie sie jammert. Was soll man dazu sagen?

Ich frage sie, ob es ihr gut tut – das Jammern.

„Ja!“ antwortet sie schlicht und ehrlich.

 

Und – ja, natürlich tut es manchmal gut, sich hemmungslos gehen zu lassen. Wie gerne würde ich mich, bei allem was um mich herum geschieht, manchmal am liebsten einfach auf den Boden schmeißen und mir lauthals den Frust von der Seele heulen.

„Ja, dann jammern Sie doch. Wenn nicht jetzt, unter diesen Umständen, wann dann?“

 

Zu Hause sei immer viel los gewesen, das pure Leben. Hier sei sie so alleine, aber es sei ja auch kein Wunder bei ihrem Gejammer. Sie habe das Gefühl, dass sogar die Schwestern schon genervt seien.

„Vielleicht ist das so. Dann lassen Sie doch das Jammern, wenn es Ihnen nicht mehr gut tut.“

„Ja“ antwortet sie, „so machen wir das!“

 

Wir reden noch ein wenig über dies und das. Unter anderem erzählt sie mir von einer lustigen Geschichte, über die sie früher so herzhaft gelacht hat. Irgendwas mit einer Frau im Aufzug und ich denke dass das irgendwie zu ihr passt: Frau Wetter im Aufzug. Eine Frau, die den Facetten des Lebens in all seinen Auf-und-ab‘s intensiv zu begegnen weiß.

Dann muss ich wieder mit dem Kopf in den Kühlschrank. „Tschüss Frau Wind“, sage ich mit einem zwinkernden Auge, weil sie mir erzählt hat, dass sie Wetter heißt – „wie Wind und Wetter“ und sie lacht von Herzen.

Was für eine Ehre, dass sie mich mitnimmt auf ihrer Fahrt im Aufzug.

 

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