Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

Die junge Dame vom Hallo Ü Wagen mit dem Mikro konnte nicht ahnen, was sie mir in dem Moment mit der Frage abverlangte.

Ich kam gerade vom Arzt. Ganz plötzlich hatte ich in der 8. Schwangerschaftswoche beim Geburtstagsfrühstück einer Freundin Blutungen bekommen. Die Ärztin konnte per Ultraschall feststellen, dass unser 3. Kind ganz normal gewachsen war und das Herz schlug – ich blutete halt nur.
Einigermaßen beruhigt konnte ich nun auf die Frage antworten: „Ja, ich glaube allerdings, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.“ Wie es aussehe? „Nun, die Bibel sagt mir, dass es dort kein Leid und keine Sorge mehr gibt – vollkommener Friede, Licht, alles gut!“

Noch ein paar Wochen wuchs unser Baby ganz normal. Ich habe mich später manchmal gefragt, was passiert wäre, wenn ich es nicht an einem Zeitpunkt „frei gegeben“ hätte:
„Allmächtiger Gott, Du hast uns dieses Kind anvertraut. Aber ich kann es nicht halten, es ist Deins. Du weißt wie sehr ich mir dieses Kind wünsche, aber Du allein bestimmst über Leben und Tod.“ Ein Tag später wurde viel zu früh, in der 13. Schwangerschaftswoche unser 3. Kind, ein Sohn, Timo, geboren.
Er war makellos. Es war alles dran. Nein, Gott macht keine Fehler.

Wir segneten ihn und überließen ihn dann dem Klinikpersonal. Der winzige Körper wurde untersucht und später entsorgt, oder weiterverarbeitet – ich weiß es nicht, es macht auch keinen Unterschied: Ein Teil von mir ist vorausgegangen an einen Ort, an dem es kein Leid und keine Sorge mehr gibt – vollkommener Friede, Licht, alles gut.

An dem Ort wo ich bleiben musste war es dunkel.
Manchmal dankte ich Gott, dass ich einfach den nächsten Moment wieder geschafft hatte, und den nächsten und den nächsten, bis wieder ein Tag vorüber war.
Ich fiel in ein Loch, aber nicht bodenlos. Ganz unten fing mich Gottes Hand und schützte mich davor zu versinken.

„Ihr habt doch 2 gesunde Kinder.“ „Du bist doch noch jung.“ Ja, das stimmt!
Wir haben 2 tolle Töchter – strotzend vor Gesundheit, witzig, lieb mit der notwendigen Portion Aufmüpfigkeit. Ich kann mir keine besseren denken. Um das dritte Kind trauerte ich trotzdem. Lange sogar, eigentlich manchmal immer noch.

Schwester Ilka konnte nicht ahnen, was ich dachte während die Wirkung der Narkose langsam einsetzte. Sie wischte mir zärtlich meine Tränen weg, weil ich Abschied nahm von unserem 4. Kind (ein Mädchen „Schwesti“, wie die Untersuchung des „Materials“ später ergab).
Ich wollte erzählen, dass Gott keine Fehler macht. Ich wollte sagen, dass es immer noch Schlimmeres gibt, als eine Ausschabung. Ich hätte gerne von dem Mann erzählt, der das Schlimmste erduldete, damit ich getröstet sein kann, aber die Narkose tat ihre Wirkung und ich befürchtete, dass meine Gedanken als „Wirres Zeug“ abgetan werden würden.

Ich erwachte mit einem schmerzenden Loch im Bauch und mit einem noch größeren Loch in meiner Seele. „Warum schenkst Du Hoffnung, um sie mir mit einem Schlag wieder zu nehmen?“ Gott kann mein Hadern ab. Und er lässt sich nicht lumpen. Er steht zu seinem Wort, in dem er mir Trost und Kraft und Mut verheißt. Er kann tatsächlich Frieden schenken, der alle menschliche Vernunft übersteigt.

Jeder Mensch, jedes Kind – und hat es noch so kurz gelebt hinterlässt seine Spuren. Die Spuren unserer verstorbenen Kinder führen mich weit weg von hier, näher hin zu dem Ort, an dem alles gut ist.

Ich glaube an ein Leben nach dem Tod, ein ewiges und sorgenfreies Leben. Dieser Glaube hilft mir, das tägliche Einerlei zu relativieren, nicht so schwer an den „Banalitäten“ des Alltags zu heben.

Und hinterlassen die kleinen Fußabdrücke in Richtung Ewigkeit auch eine Spur von Traurigkeit, so lassen sie mich gleichzeitig ein Leben voller Freude hier auf Erden leben – Vorfreude auf das Beste, das noch kommt!

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